Keylam: Die Ankunft

Es ist stockfinster. Romi die Fledermaus saust durch den Tunnel und gelangt in eine große Höhle.

„Ah! Romi!“, donnert plötzlich eine tiefe, grollende Stimme. „Kommst du, um mir von den Ereignisse draußen im Tallingtal zu erzählen?“

Zustimmend gibt Romi einige piepsende Laute von sich. Gut, dass Felsenwesen die Sprache der Fledermäuse verstehen.

„Was war denn heute los? Den Neuen habe ich schon kennengelernt. Er scheint ein mutiger Talling zu sein,“ meint das Felsenwesen.

Romi fliegt zur Decke der Höhle und hängt sich kopfüber an einen Felsvorsprung. Dann berichtet sie von fremden Kreaturen und magischen Kristallen, vom bösen Zauberling Skarkorok und seinem ebenso bösen Drachen Feuersturm und von zwei mutigen Tallingen, die gemeinsam in ein spannendes Abenteuer geraten.

Auszug aus "Keylam: Die Ankunft"

Ankunft mit Hindernissen
Plötzlich erklang ein Schrei: „Da seht doch, der Stern!“ Eine Tallingfrau war aufgesprungen und zeigte aufgeregt zum Himmel. Alle starrten nun den einen Stern an, dessen Licht immer heller wurde. Schneller und schneller breitete sich sein gleißendes Licht aus. Gleichzeitig erklang aus den Tiefen der Erde ein Grummeln, das stetig lauter wurde. Es klang, als würden die Wurzeln des Tallingbaumes unter der Erde vibrieren. Das Geräusch schwoll an. Die Blätter des Baumes erzitterten. Seine Äste knackten und ächzten, als würde ein Sturm durch sie hindurchfegen. Das Getöse des Baumes wurde so laut, dass die Tallinge sich die Ohren zuhielten. Der Boden erbebte. Plötzlich explodierte das Licht des Sternes grell und gleißend. Geblendet von der Helligkeit warfen sich die Tallinge zu Boden und schlangen schützend die Arme um die Köpfe.
Dann, schlagartig, war es wieder still. Nur ein leises Sirren lag noch in der Luft. Die Dorfbewohner erhoben sich langsam und blickten auf. Ihnen bot sich ein wundervoller Anblick. Der Stern sandte einen Lichtstrahl zu der größten Kugel des Baumes. Das Licht war nicht mehr grell, sondern sanft und silbern glänzend. Tausende kleine, glitzernde Lichtfunken umspielten den Lichtstrahl. Sie tanzten und hüpften nun zur Kugel hinüber, bis diese ganz vom Licht des Sternes erfüllt war.
Andächtig und verzückt betrachteten die Tallinge das Schauspiel. Sie lauschten dem Sirren des Sternenlichtes. Manchmal klang es so, als ob die Lichtfunken kichern würden. Sonst war die Nacht still. Doch was war das? Der Musikling, der ein besonders feines Gehör hatte, bemerkte es als Erster. Er reckte sich und horchte. Dann riss er erschrocken die Augen auf. Doch es war zu spät. Alle konnten es jetzt hören: Etwas kam auf sie zugeflogen, etwas Großes!
„Oh nein!“, rief Romwald. „Ich habe es geahnt!“ Laut gab er den Tallingen Anweisungen: „Lauft zum Stamm! Bleibt dicht zusammen!“
Alle rannten los und drängten sich Schutz suchend um den Baumstamm. Jetzt sahen sie ihn! Zuerst wirkte er wie ein großer, schwarzer Schatten. Seine orangeroten Schuppen leuchteten im Licht des Sternes auf wie kleine Flammen: der Drache Feuersturm!

Keylam und der Stachel des Bösen

Das prasselnde Kaminfeuer taucht die Wohnhöhle des Zauberers in ein geheimnisvolles Licht.    

 

„Dann erzählt mal!“ Zauberer Nu lehnt sich in seinem Ohrensessel zurück und deutet auf zwei große, weiche Sitzkissen, die vor dem Kamin liegen. Keylam und Saomi machen es sich bequem.

 

„Eigentlich wollten wir zu den Elfen, um ein magisches Band aus Elfenhaar zu besorgen …“, beginnt Keylam.

 

„Doch wir gerieten in eine Falle …“, unterbricht ihn Saomi.

 

„Eigentlich waren es zwei Fallen!“, ergänzt Keylam.

„Ein oder zwei, das macht doch keinen Unterschied. Es war auf jeden Fall sehr gefährlich!“

„Gefährlich? Nachher wurde es erst richtig gefährlich, als wir den Drachen …"

„Stop, Stop, Stop! Ich verstehe kein Wort!“, Zauberer Nu hebt abwährend die Hände. „Jetzt mal langsam und bitte immer der Reihe nach.“

Keylam und Saomi sehen sich an und müssen lachen. Saomi nickt Keylam zu: „Fang du an!“

„Also, alles begann damit, dass wir auf der Klippe den Steingong geschlagen haben …!“

 

 

Leseprobe

 

Skarkoroks Festung

 

Romi sauste mit rasender Geschwindigkeit durch das Nadelgebirge. Die kleine Fledermaus wich den spitzen Gipfeln aus, tauchte in die Schluchten und Täler ab, immer bedacht darauf, im Schatten zu fliegen. Skarkoroks Späher konnten überall sein! Der böse Zauberling ließ alle gefangen nehmen, die es wagten, seiner Festung zu nahe zu kommen.

 

Obwohl Romi sich gerne in dunklen Höhlen und Gemäuern aufhielt, lief ihr ein Schauer über den Rücken, wenn sie an Skarkoroks Verliese tief unter seiner Festung dachte.

 

Jetzt konnte sie schon die Aschewolken und die glühende Lava des Vulkangebirges sehen. Es war nicht mehr weit! Skarkoroks Festung lag zwischen dem Nadel- und dem Vulkangebirge. Vor langer Zeit hatten viele fleißige Berglinge in einen der Nadelberge Gänge und Tunnel, Kammern und Hallen gegraben. Darin war es kalt. Die Wände und der Boden waren feucht. Der Geruch von Fäulnis lag in der Luft und schauerliche Geräusche durchbrachen immer wieder die Stille.

 

Romi hatte die Festung erreicht. Vorsichtig flog sie durch eine kleine Öffnung in einen der düsteren Gänge. Still und unbemerkt hängte sie sich an einen Felsvorsprung, von dem aus sie in den Thronsaal schauen konnte. Eben betrat Skarkorok den Raum.     

 

„Feuersturm! Steh auf! Du sollst mich ins Vulkangebirge fliegen!“, brüllte der Zauberling. Es war noch früh am Morgen und er hatte schlecht geschlafen. Immer wieder waren ihm die Ereignisse des letzten Tages durch den Kopf gegangen. Dieser Tallingjunge hatte es gewagt, sich ihm, dem großen Zauberling Skarkorok, in den Weg zu stellen. So etwas hatte es noch nie gegeben! Skarkorok spürte, wie neuer Zorn in ihm aufstieg. Er musste sich rächen! In der Nacht hatte er überlegt, was er diesem kleinen Talling antun könnte. Es sollte eine besondere Gemeinheit werden, etwas, von dem das ganze Tallingtal noch ewig sprechen würde. Alle sollten erzittern und dann würde es keiner mehr wagen, sich gegen ihn aufzulehnen!

 

Skarkorok beschloss, ins Vulkangebirge zu reisen. Zwischen den brodelnden und Feuer speienden Bergen lebten die außergewöhnlichsten, unheimlichsten und grandiosesten Kreaturen – und die bösesten.

 

Dort werde ich mir Hilfe holen, dachte der Zauberling und rieb sich voller Vorfreude die Hände. Dann trat er neben seinen Drachen. Dieser lag vor dem großen Kamin, in dem ein wärmendes Feuer loderte.

 

„Steh auf!“, fuhr Skarkorok den Drachen erneut an und trat ihm gegen das Bein. Feuersturm hob schwerfällig seinen gewaltigen Kopf vom Boden, ließ ihn aber schnell wieder sinken. Er war krank. Dem sonst so majestätischen und kraftvollen Drachen ging es schlecht, sehr schlecht. Er musste ständig husten, seine Nase lief. Er war unendlich müde und fror entsetzlich. Er hatte die schlimmste Krankheit, die ein Drache bekommen konnte: Sein Drachenfeuer war erloschen. In diesem Feuer lag die ganze Magie und die Kraft der Drachen und ohne es waren sie schwach, müde und hilflos.

 

Feuersturm schlotterte vor Kälte am ganzen Leib. Seine orangeroten Schuppen klackerten leise gegeneinander. Ärgerlich versuchte er eine Feuerflamme zu spucken, aber nur kleine weiße Wasserdampfwölkchen kamen aus seinen Nüstern. Skarkorok schrie: „Steh auf, du Faulpelz! Du gehörst mir! Du tust, was ich sage!“

 

Feuersturm hätte gerne getan, was Skarkorok von ihm verlangte – auch er wollte es dem Tallingjungen heimzahlen, – doch er war zu krank. Er drehte seinen Kopf auf die andere Seite und schloss die Augen.

 

Fluchend wandte der Zauberling sich von seinem Drachen ab.

 

Sollte er mit dem Besuch im Vulkangebirge warten bis Feuersturm wieder auf den Beinen war? Nein!

 

„Ich werde zu Fuß gehen! Ich nehme die Abkürzung durch die unterirdischen Tunnel. Zerda, zu mir!“ Seine Helferin, die Spinne Zerda, war etwa so groß wie ein Hund. Sie hatte auf einem gepolsterten Hocker neben Skarkoroks Thron geschlafen. Jetzt sprang sie auf und kam auf den Zauberling zu. Neben Skarkorok blieb sie stehen, machte ihre acht behaarten Beine lang und ließ sich von ihrem Herrn den borstigen Rücken kraulen.

 

„Zerda“, sprach er zu ihr, „ich habe eine Aufgabe für dich!“

 

Und zu Feuersturm gewandt sagte er in einem rauen Ton: „Ich bin in ein, zwei Tagen zurück! Sieh zu, dass du bis dahin wieder fliegen kannst, sonst wirst du meinen ganzen Zorn zu spüren bekommen!“

 

Skarkorok und Zerda verließen den Thronsaal. Feuersturm blieb schlotternd und erschöpft vor dem Kamin liegen.

 

Romi, die genug gehört hatte, machte sich eilig auf den Rückflug zum Einsamen Berg.


 

 

Rezensionen

Der "Bergische Bote" hat eine Rezi über "Keylam und der Stachel des Bösen"                     veröffentlicht! 4 Sterne = hervorragend. Ich freu mich!

"Emma's Bücher" hat eine Rezi auf ihrem Blog veröffentlicht . Danke!

Bei Wordworld gibt's eine Doppelrezension von Keylam 1 und 2. Vielen Dank!


Keylam und der goldene Kristall

 

Was ist nur im Tallingtal los? Die Erde bebt, die Lebelias sind von einer geheimnisvollen Krankheit befallen und der Schatz der Elfen verschwindet. Sogar die Wrasener und friedliebenden Fulgur sind betroffen. Keylam versucht ihnen zu helfen,

dann wird Saomi entführt …

 

Keylams drittes und vorerst letztes Abenteuer im Tal der Tallinge nimmt seinen Lauf.

Leseprobe

 

Kapitel 1

Eine verhängnisvolle Nacht

 

 

Lavanda, die Elfe, schreckte aus dem Schlaf hoch und setzte sich kerzengerade in ihrem Moosbett auf. Ein Grummeln, ähnlich einem in der Ferne tosenden Gewitter, hatte sie geweckt. Lavanda sprang auf, streifte hastig ihr Kleid aus Blütenblättern über und rannte zum Fenster ihres Elfenheimes. Die Elfe zog an einem Seil. Ein Blütenblatt rollte nach oben, gab den Blick aus dem Fenster frei und ließ die kühle Frische der Sommernacht ins Haus. Hoch am Himmel, umgeben von unzähligen Sternen, prangte die Sichel des Mondes. Lavanda sog die Luft hörbar durch die Nase ein. Sie roch die Blüten und Pflanzen der Elfeninsel und das Salz des Meeres, dessen Wellen sanft gegen die Klippen schlugen. Zwei Möwen riefen sich kreischend die Neuigkeiten der Nacht zu.

 

„Kein Gewitter weit und breit, kein Wölkchen am Himmel - alles ruhig“, flüsterte Lavanda, wandte sich vom Fenster ab, um zurück in ihr Bett unter die warmen Blütenblätter zu schlüpfen. Plötzlich erzitterten die Wände ihres Heimes. Kaum hatte Lavanda es bemerkt, war es wieder vorbei. Die Elfe fragte sich, ob sie es sich nur eingebildet hatte, da spürte sie es erneut. Diesmal vibrierte der ganze Elfenberg. Die Seilbrücken, die die Elfenhäuser miteinander verbanden, schaukelten hin und her.

 

Lavanda entdeckte Türen, die geöffnet, oder Rollos, die aufgerollt wurden. Verschlafene Elfen lugten daraus hervor und sahen sich fragend um.

 

Dann geschah es. Ein markerschütterndes Krachen durchstieß die Stille der Nacht. Der Berg erbebte und ruckte, als wollte er die Elfenhäuser abschütteln. Elfen schrien, hielten sich Halt suchend an den Blüten fest. Gegenstände fielen aus Regalen. Krüge, Tassen und Teller zerbrachen. Die Brücken schlugen wild gegen den Berg. Steine rumpelten den Hang hinunter und durchschlugen so manches Erkerdach. Der Lärm war ohrenbetäubend.

 

 Lavanda hielt das Krachen und Quietschen, das Donnern und Rumpeln nicht mehr aus. Sie stürzte sich aus ihrem Fenster und flog ein Stück in Richtung Meer. Als sie sich wieder ihrer Heimat zuwandte, sah sie ein helles Leuchten hinter dem Elfenberg. Während Lavanda sich noch fragte, was wohl die Ursache dieses Lichtes war, schoss ein grell weißer Kugelblitz in den Nachthimmel empor.

 

Lavanda hielt den Atem an.

 

Die Kugel besaß die Größe eines Heißluftballons und tauchte die gesamte Elfeninsel für einen kurzen Moment in weißes Licht. Dann, von einer Sekunde auf die nächste, verschwand sie. Weder zuckte noch explodierte sie. Das Licht erlosch einfach. 

 

Die Nacht war wieder dunkel und still. Das Beben war verstummt.

 

In der Elfenstadt brach das Chaos los. Aufgeregte Elfen flogen wild durcheinander, riefen nach Freunden, befreiten unter umgestürzten Möbeln Verschüttete, und beruhigten weinende und ängstliche Elfen. Die Wachen der Insel flogen herbei, brüllten Befehle. Viele Tausend Fackeln und Kristalllampen wurden entzündet. Das ganze Elfenvolk war innerhalb von Sekunden auf den Beinen.

 

Lavanda bekam von dem hektischen Treiben nichts mit. Ihre Gedanken kreisten um den Kugelblitz. Sie hatte noch nie einen kugelförmigen Blitz gesehen und erst recht keinen, der vom Boden aufstieg. Ob er die Ursache des Bebens war? Wo kam er überhaupt her? Waren dort noch weitere Blitze? Das musste sie herausfinden! Sie sauste los. Zum Glück dämmerte bereits der Morgen, sodass Lavanda genug sehen konnte, um dicht am Berghang fliegen zu können. Wenige Minuten später erreichte sie die Rückseite des Elfenberges.

Abrupt stoppte die Elfe in der Luft und starrte ungläubig die Zerstörung an. 

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Erschaudere vor dem bösen Zauberling und decke seine bösen Machenschaften auf.
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Die Autorin Anne Schmitz entführt die Leser in eine zauberhafte Fantasiewelt voller wundersamer Begegnungen und unvorhersehbaren Wendungen.

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